Haben Sie Anspruch auf einen Pflegegrad?
Liebe Leserinnen und Leser,
heute möchte ich Ihnen dabei helfen, sich optimal auf das Gespräch mit dem Medizinischen Dienst (MD) vorzubereiten. Dieses Gespräch ist entscheidend für die Festlegung Ihres Pflegegrades, und es kann vielen Menschen schwerfallen, genau zu beschreiben, wo Unterstützung benötigt wird. Wir gehen Modul für Modul durch, damit Sie genau wissen, worauf es ankommt. Wir starten direkt mit Modul 1: Mobilität.
Was bedeutet Mobilität in diesem Zusammenhang?
Im ersten Modul geht es darum, wie gut Sie sich alleine bewegen können – sei es im Bett, in Ihrer Wohnung oder sogar auf Treppen. Der Gutachter des Medizinischen Dienstes wird genau schauen, ob Sie bei diesen Tätigkeiten Hilfe von anderen Menschen benötigen.
Kriterien im Detail
1. Positionswechsel im Bett
- Stellen Sie sich vor, Sie liegen auf der Seite und möchten sich auf die andere Seite drehen. Können Sie das alleine, oder brauchen Sie Hilfe von jemandem?
- Beispiel: Wenn Ihre Tochter oder Ihr Sohn Sie regelmäßig unterstützt, sich umzudrehen, weil Ihre Muskeln nicht mehr mitspielen, ist das ein Fall für die Bewertung. Können Sie sich aber noch selbstständig bewegen, bekommen Sie hierfür keine Punkte.
Tipp: Beschreiben Sie ehrlich, wie es Ihnen an einem schlechten Tag geht. Wenn es Ihnen schwerfällt, sich zu drehen, dann erwähnen Sie das unbedingt.
2. Fortbewegung innerhalb der Wohnung
- Können Sie sich allein durch Ihre Wohnung bewegen? Oder brauchen Sie jemanden, der Sie stützt oder sich bei Ihnen einhakt? Vielleicht nutzen Sie einen Rollator?
- Beispiel: Eine ältere Dame braucht die Hilfe ihres Enkels, um vom Wohnzimmer in die Küche zu gehen, weil sie Angst hat, hinzufallen. Wenn Sie solche Unterstützung benötigen, geben Sie das an.
Wichtig: Wenn Sie sich mit einem Hilfsmittel wie einem Rollator alleine bewegen können, bekommen Sie dafür keine Punkte. Der Gutachter bewertet nur dann einen Hilfebedarf, wenn eine andere Person Ihnen hilft.
3. Treppensteigen
- Können Sie noch alleine Treppen steigen? Oder benötigen Sie jemanden, der Sie stützt oder Ihnen hilft, die Stufen sicher zu überwinden?
- Beispiel: Ein älterer Herr muss sich bei seiner Tochter einhaken, weil er sonst das Gleichgewicht verliert. Für diese Unterstützung gibt es Punkte. Wenn Sie hingegen gar keine Treppen mehr steigen können und getragen werden müssen, erhalten Sie die höchste Punktzahl in diesem Bereich.
Wichtig: Es geht immer darum, ob Sie Hilfe von anderen Menschen benötigen, nicht nur um Hilfsmittel.
Häufig gestellte Fragen
„Ich ziehe beim Treppensteigen ein Bein nach. Bekomme ich dafür Punkte?“
Leider nein. Solange Sie noch alleine Treppen steigen können, auch wenn es langsamer geht, wird das nicht bewertet.„Meine Mutter nutzt einen Rollator in der Wohnung. Wird das bewertet?“
Nein, wenn sie mit dem Rollator selbstständig ist, bekommt sie dafür keine Punkte. Nur wenn sie zusätzlich eine Person benötigt, die ihr hilft, wird das angerechnet.„Ich kann mich an manchen Tagen selbst bewegen, an anderen brauche ich Hilfe. Was sage ich dem Gutachter?“
Beschreiben Sie den schlechtesten Tag! Stellen Sie sich vor, wie es Ihnen an einem besonders schlechten Tag geht, und erklären Sie das dem Gutachter. Diese ehrliche Darstellung ist wichtig, um Ihren Bedarf richtig einzuschätzen.
Was sollten Sie tun, um sich auf das Gespräch vorzubereiten?
- Führen Sie ein Pflegetagebuch: Schreiben Sie für eine Woche oder länger auf, bei welchen Tätigkeiten Sie Hilfe benötigen. Notieren Sie sich, wer Ihnen geholfen hat und wie oft.
- Seien Sie ehrlich: Viele Menschen möchten nicht zugeben, dass sie Hilfe brauchen, weil sie sich nicht „alt“ fühlen möchten. Aber es ist wichtig, nichts zu verschönern.
Fazit
Das Modul „Mobilität“ bewertet, ob Sie in Ihrem Alltag Hilfe benötigen, um sich sicher zu bewegen. Denken Sie daran: Es geht nicht darum, ob Sie schnell oder langsam sind, sondern ob Sie Unterstützung von einer anderen Person benötigen. Beschreiben Sie Ihre Situation ehrlich, und scheuen Sie sich nicht, Schwächen zuzugeben – denn nur so kann der Gutachter Ihren Pflegebedarf korrekt bewerten.
Bleiben Sie dran, in den nächsten Beiträgen erkläre ich Ihnen die anderen Module, damit Sie bestens vorbereitet sind! Wenn Sie Fragen haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir sind für Sie da!
Willkommen zum nächsten Teil unserer Serie, in der wir Ihnen Schritt für Schritt erklären, wie Sie sich optimal auf das Gespräch mit dem Medizinischen Dienst (MD) vorbereiten können. Nun widmen wir uns Modul 2: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten.
Dieses Modul ist besonders wichtig, wenn Sie oder Ihre Angehörigen Schwierigkeiten haben, Dinge zu verstehen, sich zu orientieren oder mit anderen Menschen zu kommunizieren. Der Gutachter bewertet hier nicht, ob Sie körperliche Hilfe brauchen, sondern wie gut Ihre geistigen und sprachlichen Fähigkeiten im Alltag funktionieren.
Was wird in diesem Modul geprüft?
Hier wird geschaut, ob Sie Probleme haben mit:
- Gedächtnis und Orientierung,
- dem Verständnis von Informationen,
- dem Treffen von Entscheidungen,
- der Kommunikation mit anderen Menschen.
Auch wenn es Ihnen schwerfällt, solche Probleme zuzugeben, ist Ehrlichkeit entscheidend. Der Gutachter kann nur bewerten, was Sie ihm mitteilen.
Kriterien im Detail
1. Erkennen von Personen aus dem näheren Umfeld
- Können Sie Ihren Nachbarn, Familienmitglieder oder Freunde zuverlässig erkennen? Oder kommt es vor, dass Sie jemanden nicht erkennen, obwohl Sie ihn eigentlich kennen sollten?
- Beispiel: Eine ältere Dame sieht ihren Sohn und fragt: „Wer bist du nochmal?“ Solche Momente können ein Anzeichen für ein Gedächtnisproblem sein.
Tipp: Führen Sie ein „Pflegetagebuch“ und notieren Sie, wie oft solche Situationen vorkommen.
2. Orientierung (örtlich und zeitlich)
- Örtliche Orientierung: Finden Sie sich noch in Ihrer Wohnung zurecht? Wissen Sie, wo das Badezimmer ist, oder verlaufen Sie sich sogar in Ihrem eigenen Zuhause?
- Zeitliche Orientierung: Wissen Sie, ob es morgens, mittags oder abends ist? Können Sie einschätzen, welcher Wochentag oder welches Jahr es ist?
- Beispiel: Ein Herr schaut aus dem Fenster und fragt: „Ist jetzt Frühstück oder schon Abendessen?“ Das zeigt, dass die zeitliche Orientierung beeinträchtigt ist.
3. Erinnerung an wesentliche Ereignisse und Beobachtungen
- Können Sie sich an wichtige Dinge erinnern, wie den Geburtstag eines Familienmitglieds oder den Grund für einen Arztbesuch?
- Beispiel: Wenn Sie vergessen, warum Sie gerade zum Arzt gegangen sind, oder regelmäßig Termine versäumen, ist das ein Hinweis auf Defizite im Kurz- oder Langzeitgedächtnis.
4. Steuern von mehrschrittigen Alltagshandlungen
- Können Sie alltägliche Handlungen wie das Kochen oder Einkaufen alleine durchführen? Oder verlieren Sie dabei den roten Faden?
- Beispiel: Eine ältere Dame beginnt, das Frühstück vorzubereiten, vergisst dann aber den Toaster auszuschalten und widmet sich stattdessen etwas ganz anderem.
5. Treffen von Entscheidungen im Alltag
- Können Sie Entscheidungen alleine treffen, wie z. B. passende Kleidung für das Wetter auswählen?
- Beispiel: Ein Herr zieht im Winter einen Sommerhut an und vergisst, seinen Mantel mitzunehmen. Das zeigt, dass er Unterstützung bei Entscheidungen braucht.
6. Verstehen von Sachverhalten und Informationen
- Können Sie Briefe von Behörden oder Rechnungen verstehen? Oder brauchen Sie jemanden, der Ihnen die Inhalte erklärt?
- Beispiel: Eine ältere Dame sammelt Post, ohne sie zu öffnen, weil sie nicht mehr weiß, wie sie mit den Briefen umgehen soll.
7. Beteiligung an Gesprächen
- Können Sie sich aktiv an Gesprächen beteiligen? Oder ziehen Sie sich zurück, weil Sie Schwierigkeiten haben, anderen zu folgen oder selbst etwas zu sagen?
- Beispiel: Ein älterer Herr sitzt in einer Runde, sagt aber nichts, weil er Schwierigkeiten hat, den Gesprächen zu folgen.
Häufig gestellte Fragen
„Mein Vater erkennt manche Leute nicht mehr, aber er schämt sich, das zuzugeben. Was soll ich tun?“
Sprechen Sie vorher mit dem Gutachter! Sie können ihn an der Tür kurz abfangen und erklären, dass es Ihrem Vater unangenehm ist. Alternativ können Sie auch ein Pflegetagebuch vorlegen, in dem Sie solche Situationen dokumentiert haben.„Meine Mutter weiß oft nicht, ob es morgens oder abends ist. Zählt das?“
Ja, solche Probleme mit der zeitlichen Orientierung sind wichtig. Schreiben Sie diese Vorfälle auf und erklären Sie sie dem Gutachter.„Ich vergesse ab und zu, warum ich etwas tue. Reicht das für eine Bewertung?“
Es kommt darauf an, wie oft das passiert und wie stark Sie dadurch im Alltag beeinträchtigt sind. Beschreiben Sie dem Gutachter möglichst genau, wann und wie diese Probleme auftreten.
Was sollten Sie tun, um sich vorzubereiten?
- Führen Sie ein Pflegetagebuch: Schreiben Sie für einige Wochen auf, wann und wie oft Sie oder Ihre Angehörigen Probleme mit den genannten Fähigkeiten haben.
- Sprechen Sie ehrlich über Ihre Schwierigkeiten: Viele Menschen verschönern die Situation, weil sie sich schämen oder niemanden belasten wollen. Doch nur eine ehrliche Beschreibung hilft bei der richtigen Einstufung.
Fazit
Modul 2 bewertet, ob Sie im Alltag Schwierigkeiten mit Gedächtnis, Orientierung oder Kommunikation haben. Es geht nicht darum, ob Sie ab und zu etwas vergessen, sondern wie sehr diese Probleme Ihren Alltag beeinflussen. Bereiten Sie sich gut vor, indem Sie Vorfälle dokumentieren und ehrlich mit dem Gutachter sprechen.
Im nächsten Beitrag erkläre ich Ihnen Modul 3, das sich mit Verhaltensweisen und psychischen Problemlagen beschäftigt. Bleiben Sie dran, und wenn Sie Fragen haben, melden Sie sich jederzeit bei uns – wir sind für Sie da! 😊
Wir sind nun beim dritten Modul angekommen: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen. Dieses Modul ist besonders relevant, wenn es um psychische und emotionale Herausforderungen im Alltag geht. Der Gutachter des Medizinischen Dienstes möchte herausfinden, ob Sie oder Ihre Angehörigen aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten oder psychischen Problemen zusätzliche Unterstützung benötigen.
Dieses Thema kann sensibel sein, denn oft möchten Betroffene solche Probleme nicht ansprechen. Doch genau hier ist es wichtig, ehrlich zu sein, damit Ihr tatsächlicher Bedarf erkannt wird.
Was wird in diesem Modul geprüft?
Es geht darum, ob Verhaltensweisen oder psychische Probleme dazu führen, dass Sie Unterstützung benötigen. Beispiele hierfür sind:
- Unruhe in der Nacht,
- Aggressives Verhalten,
- Selbstschädigende Handlungen,
- Ängste oder Panikattacken.
Der Gutachter prüft, wie oft diese Verhaltensweisen auftreten und ob eine andere Person eingreifen muss.
Kriterien im Detail
1. Motorisch geprägte Verhaltensauffälligkeiten
- Laufen Sie unruhig in der Wohnung hin und her, ohne ein Ziel zu haben? Oder beschäftigen Sie sich ständig mit Ihren Händen, ohne dass es einen Zweck erfüllt?
- Beispiel: Eine ältere Dame läuft ständig vom Wohnzimmer in die Küche, räumt Schränke aus und wieder ein, weil sie nicht zur Ruhe kommt. Ihr Partner muss sie immer wieder beruhigen.
2. Nächtliche Unruhe
- Stehen Sie nachts auf, ohne zu wissen, warum? Brauchen Sie dann Hilfe, um wieder ins Bett zu gehen?
- Beispiel: Ein Herr wacht nachts mehrfach auf, zieht sich an und will das Haus verlassen, weil er denkt, es sei morgens. Seine Ehefrau muss ihn jedes Mal beruhigen und zurück ins Bett bringen.
3. Selbstschädigendes oder autoaggressives Verhalten
- Gibt es Handlungen, bei denen Sie sich selbst verletzen, z. B. Kratzen, Schlagen oder Schneiden?
- Beispiel: Eine Person kratzt sich so stark an den Armen, dass offene Wunden entstehen. Ein Familienmitglied muss sie immer wieder davon abhalten.
4. Beschädigung von Gegenständen
- Kommt es vor, dass Sie Dinge beschädigen, weil Sie wütend oder frustriert sind?
- Beispiel: Ein Herr wirft regelmäßig Geschirr auf den Boden, wenn er sich unverstanden fühlt. Seine Tochter muss dann eingreifen und die Situation beruhigen.
5. Physisch oder verbal aggressives Verhalten
- Zeigen Sie Aggressionen gegenüber anderen Menschen, sei es durch Schubsen, Schlagen oder Beschimpfungen?
- Beispiel: Eine Frau beschimpft regelmäßig ihren Pfleger, wenn sie frustriert ist. Der Pfleger muss geduldig auf sie eingehen und sie beruhigen.
6. Warnvorstellungen und Ängste
- Haben Sie Ängste, die nicht rational erscheinen, oder sehen Sie Dinge, die nicht da sind?
- Beispiel: Ein älterer Herr sieht Käfer an den Wänden, obwohl keine da sind. Sein Sohn muss ihm immer wieder erklären, dass er keine Angst haben muss und die Käfer nur eingebildet sind.
- Bei Panikattacken: Wenn Sie unter schwerer Angst leiden und jemand Sie beruhigen muss, wird das ebenfalls berücksichtigt.
7. Antriebslosigkeit bei depressiver Stimmung
- Haben Sie Schwierigkeiten, Ihren Tag zu beginnen oder alltägliche Aufgaben zu erledigen? Müssen Sie von anderen motiviert werden?
- Beispiel: Eine ältere Dame steht nur auf, wenn ihre Tochter sie auffordert, sich anzuziehen oder zu frühstücken. Ohne diese Hilfe würde sie den ganzen Tag im Bett bleiben.
8. Sozial inadäquates Verhalten
- Verhalten Sie sich in der Öffentlichkeit oder zu Hause in einer Weise, die unangebracht ist?
- Beispiel: Eine Person zieht sich in der Öffentlichkeit plötzlich aus, weil sie sich nicht mehr bewusst ist, dass dies unangemessen ist.
Häufig gestellte Fragen
„Mein Mann ist nachts oft unruhig, weiß aber nicht, warum. Ist das relevant?“
Ja, das ist wichtig! Nächtliche Unruhe zählt zu den Kriterien in diesem Modul. Notieren Sie, wie oft das passiert, und beschreiben Sie genau, wie Sie helfen müssen.„Meine Mutter sieht manchmal Menschen, die nicht da sind. Was soll ich dem Gutachter sagen?“
Solche Warnvorstellungen sind ein wichtiges Kriterium. Schreiben Sie auf, wie oft das vorkommt und wie Sie darauf reagieren, z. B. durch Beruhigung oder Gespräch.„Ich schäme mich, dass ich manchmal aggressiv werde. Was mache ich beim Gutachter?“
Es ist wichtig, ehrlich zu sein. Beschreiben Sie, was passiert, und wie andere Ihnen helfen, mit Ihrer Aggression umzugehen. Nur so kann Ihr Pflegebedarf richtig eingeschätzt werden.
Was sollten Sie tun, um sich vorzubereiten?
- Führen Sie ein Pflegetagebuch: Schreiben Sie auf, wie oft und in welcher Form Verhaltensauffälligkeiten auftreten. Notieren Sie auch, wer hilft und wie viel Zeit dafür benötigt wird.
- Seien Sie ehrlich: Auch wenn es unangenehm ist, diese Probleme anzusprechen, ist es wichtig, dass der Gutachter den vollständigen Umfang Ihrer Bedürfnisse versteht.
Fazit
Modul 3 bewertet, wie stark psychische oder verhaltensbedingte Probleme Ihren Alltag beeinflussen und wie viel Hilfe Sie dafür benötigen. Es ist wichtig, ehrlich und detailliert zu beschreiben, was Ihnen schwerfällt und welche Unterstützung Sie brauchen. Nur so können die richtigen Punkte vergeben und Ihr Pflegebedarf korrekt ermittelt werden.
Bleiben Sie dran! Im nächsten Beitrag erkläre ich Modul 4, das sich mit der Selbstversorgung beschäftigt. Wenn Sie Fragen haben, melden Sie sich bei uns – wir helfen Ihnen gern! 😊
Nun beschäftigen wir uns mit einem besonders wichtigen Teil der Begutachtung: Modul 4 – Selbstversorgung. Hier prüft der Medizinische Dienst, ob Sie in der Lage sind, grundlegende Dinge wie Körperpflege, Essen und Trinken selbstständig zu erledigen, oder ob Sie dabei auf Hilfe angewiesen sind.
Dieses Modul ist oft ausschlaggebend für die Einstufung in einen Pflegegrad, denn es betrifft alltägliche und unverzichtbare Tätigkeiten. Viele Menschen scheuen sich, über diese Themen zu sprechen, aber es ist wichtig, dass Sie ehrlich sind und nichts beschönigen.
Was wird in diesem Modul geprüft?
Der Gutachter bewertet, wie viel Unterstützung Sie bei den folgenden Tätigkeiten benötigen:
- Körperpflege,
- An- und Auskleiden,
- Essen und Trinken,
- Umgang mit Inkontinenz.
Es wird genau geschaut, ob Sie diese Aufgaben selbstständig erledigen können oder ob eine andere Person eingreifen muss.
Kriterien im Detail
1. Waschen des vorderen Oberkörpers
- Können Sie Ihren Oberkörper noch selbstständig waschen, oder brauchen Sie Hilfe?
- Beispiel: Eine ältere Dame mit einer Lähmung der rechten Hand kann ihren Oberkörper nicht vollständig waschen. Ihre Tochter hilft ihr, den Waschlappen zu nutzen und das Wasser einzulassen.
2. Körperpflege im Bereich des Kopfes
- Können Sie sich noch die Zähne putzen, kämmen oder rasieren?
- Beispiel: Ein Herr mit Parkinson kann seine Zahnbürste nicht mehr richtig halten. Seine Ehefrau muss ihm helfen, seine Zähne zu putzen und sich zu rasieren.
3. Waschen des Intimbereichs
- Benötigen Sie Hilfe, weil Sie sich nicht mehr sicher bewegen oder aufrichten können?
- Beispiel: Eine Person kann sich nicht mehr alleine am Waschbecken abstützen und braucht jemanden, der ihr hilft, den Intimbereich zu reinigen.
4. Duschen oder Baden
- Können Sie alleine duschen oder baden, oder besteht Sturzgefahr?
- Beispiel: Eine ältere Dame hat Angst, in der Dusche auszurutschen. Ihr Sohn hilft ihr, sicher in die Dusche zu gelangen und ihre Haare zu waschen.
5. An- und Auskleiden
- Können Sie sich alleine anziehen, oder brauchen Sie Unterstützung?
- Beispiel: Ein Mann mit Rheuma hat Schwierigkeiten, sich die Socken anzuziehen. Seine Tochter hilft ihm morgens, sich vollständig anzuziehen.
6. Mundgerechtes Zubereiten von Nahrung und Trinken
- Können Sie Ihr Essen klein schneiden und sich Getränke einschenken?
- Beispiel: Eine ältere Dame kann keine Flasche öffnen oder ihr Fleisch schneiden. Ihr Enkel hilft ihr, das Essen mundgerecht vorzubereiten.
7. Essen und Trinken
- Können Sie eigenständig essen und trinken, oder brauchen Sie Unterstützung?
- Beispiel: Ein Herr mit einer schweren Herzinsuffizienz muss regelmäßig daran erinnert werden, ausreichend zu trinken. Seine Ehefrau reicht ihm das Glas, weil er es alleine nicht mehr halten kann.
8. Bewältigung der Folgen von Inkontinenz
- Können Sie Inkontinenzmaterial selbstständig wechseln und entsorgen?
- Beispiel: Eine ältere Dame nutzt ein Inkontinenzmaterial, kann es aber nicht selbst wechseln. Ihre Tochter hilft ihr dabei, das Material vorzubereiten und zu entsorgen.
9. Umgang mit Ernährungssonden oder anderen Hilfsmitteln
- Falls Sie über eine Ernährungssonde oder andere Hilfsmittel versorgt werden, prüft der Gutachter, ob Sie diese eigenständig nutzen können.
Häufig gestellte Fragen
„Ich kann mich noch selbstständig pflegen, aber brauche manchmal Hilfe beim Anziehen. Wird das bewertet?“
Ja, das An- und Auskleiden gehört zu diesem Modul. Selbst wenn Sie nur bei bestimmten Kleidungsstücken Hilfe brauchen, wird das berücksichtigt.„Ich esse und trinke alleine, vergesse aber oft, genug zu trinken. Wird das bewertet?“
Ja, wenn Sie daran erinnert werden müssen, regelmäßig zu trinken, ist das ein Hilfebedarf und wird in diesem Modul angerechnet.„Ich benutze Inkontinenzmaterial, will aber nicht, dass der Gutachter davon erfährt. Was soll ich tun?“
Es ist wichtig, ehrlich zu sein. Der Umgang mit Inkontinenz ist ein zentraler Punkt in diesem Modul und kann Ihnen wichtige Punkte bringen.
Wie können Sie sich vorbereiten?
- Führen Sie ein Pflegetagebuch: Schreiben Sie auf, wann und wie oft Sie Hilfe bei der Selbstversorgung benötigen.
- Sprechen Sie offen: Auch wenn es unangenehm ist, über solche Themen zu sprechen, hilft eine ehrliche Beschreibung, Ihren Bedarf richtig einzuschätzen.
- Bereiten Sie Beispiele vor: Beschreiben Sie typische Situationen aus Ihrem Alltag, bei denen Sie Unterstützung brauchen.
Fazit
Modul 4 befasst sich mit den grundlegenden Aufgaben der Selbstversorgung. Ob Körperpflege, Ankleiden oder Essen und Trinken – es ist wichtig, dass Sie nichts verschweigen und ehrlich erklären, wo Sie Hilfe benötigen. Diese Tätigkeiten sind ein zentraler Bestandteil Ihres Alltags, und der Gutachter kann Ihren Bedarf nur korrekt bewerten, wenn Sie offen darüber sprechen.
Bleiben Sie dran! Im nächsten Beitrag erkläre ich Modul 5, in dem es um krankheits- und therapiebedingte Anforderungen geht. Wenn Sie Fragen haben, sind wir jederzeit für Sie da – gemeinsam schaffen wir das! 😊
Als nächstes erkläre ich Ihnen Modul 5, das sich mit krankheits- und therapiebedingten Anforderungen beschäftigt. Hier prüft der Medizinische Dienst, ob und wie viel Unterstützung Sie bei der Bewältigung von medizinischen Maßnahmen benötigen. Dazu zählen Dinge wie die Einnahme von Medikamenten, der Umgang mit Hilfsmitteln oder regelmäßige Arztbesuche.
Dieses Modul ist besonders wichtig, weil es die „unsichtbare Arbeit“ bewertet – Tätigkeiten, die oft im Hintergrund ablaufen, aber für den Alltag unverzichtbar sind.
Was wird in diesem Modul geprüft?
Der Gutachter bewertet, ob Sie Unterstützung bei medizinischen oder therapeutischen Maßnahmen benötigen. Dazu gehören:
- Medikamenteneinnahme,
- Therapieunterstützung,
- Umgang mit Hilfsmitteln,
- Regelmäßige Arzt- oder Therapiebesuche.
Kriterien im Detail
1. Medikamenteneinnahme
- Können Sie Ihre Medikamente selbstständig einnehmen, oder brauchen Sie Hilfe?
- Beispiel: Eine ältere Dame nimmt dreimal täglich Tabletten ein, kann sich aber die richtige Dosis nicht merken. Ihr Sohn stellt die Medikamente jede Woche in einer Pillenbox bereit.
👉 Wichtig: Auch das Stellen der Tabletten zählt als Hilfebedarf, selbst wenn die Einnahme an sich selbstständig erfolgt.
2. Injektionen oder andere medizinische Maßnahmen
- Können Sie sich selbst Injektionen geben, z. B. Insulin, oder benötigen Sie Unterstützung?
- Beispiel: Ein Diabetiker kann die Insulin-Pens nicht mehr richtig einstellen, weil er die Zahlen nicht erkennt. Seine Ehefrau hilft ihm täglich, die richtige Dosis einzustellen.
3. Messung und Deutung von Körperzuständen
- Können Sie Blutdruck, Blutzucker oder andere Werte selbstständig messen und interpretieren?
- Beispiel: Ein Herr mit Diabetes misst täglich seinen Blutzucker, versteht aber die Ergebnisse nicht und braucht die Hilfe seiner Tochter, um die Werte zu interpretieren.
4. Umgang mit Hilfsmitteln
- Können Sie Hilfsmittel wie Kompressionsstrümpfe, Hörgeräte oder Prothesen eigenständig nutzen?
- Beispiel: Eine Dame braucht morgens Hilfe, ihre Kompressionsstrümpfe anzuziehen, weil sie nicht genügend Kraft in den Händen hat.
👉 Hinweis: Auch das An- und Ausziehen von Hilfsmitteln zählt als Hilfebedarf.
5. Verbandswechsel und Wundversorgung
- Benötigen Sie Unterstützung bei der Versorgung von Wunden?
- Beispiel: Eine Person mit einer chronischen Wunde braucht täglich einen Verbandwechsel, der von ihrem Sohn durchgeführt wird.
👉 Wichtig: Kurzzeitige Maßnahmen, z. B. ein Verbandwechsel für eine oberflächliche Wunde, die in wenigen Tagen heilt, werden nicht berücksichtigt.
6. Arztbesuche und Therapien
- Müssen Sie zu regelmäßigen Arzt- oder Therapiebesuchen begleitet werden?
- Beispiel: Eine Dame mit Parkinson besucht zweimal im Monat ihren Facharzt. Ihr Enkel begleitet sie zu jedem Termin und unterstützt sie bei der Kommunikation mit dem Arzt.
👉 Hinweis: Auch Begleitung zu Physiotherapie oder anderen medizinischen Einrichtungen zählt.
7. Zeit- und technikintensive Maßnahmen
- Haben Sie komplexe medizinische Anforderungen, wie die Nutzung eines Beatmungsgeräts oder einer Ernährungssonde?
- Beispiel: Ein Herr mit einer Tracheostomie benötigt täglich Hilfe beim Reinigen und Wechseln der Kanüle.
Häufig gestellte Fragen
„Ich stelle die Tabletten für meinen Vater jede Woche in einer Box bereit. Wird das bewertet?“
Ja, das Stellen der Tabletten zählt als Hilfebedarf. Notieren Sie genau, wie oft Sie diese Aufgabe übernehmen.„Mein Mann braucht Hilfe, um seine Kompressionsstrümpfe anzuziehen. Zählt das?“
Ja, das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen wird in diesem Modul berücksichtigt.„Wir gehen monatlich mehrmals zum Arzt. Wie soll ich das beschreiben?“
Zählen Sie, wie oft Sie Ihren Angehörigen zu Arztterminen begleiten. Geben Sie dem Gutachter eine durchschnittliche Zahl pro Monat an, falls die Besuche variieren.
Wie können Sie sich vorbereiten?
- Notieren Sie alle medizinischen Aufgaben: Schreiben Sie auf, welche Unterstützung Sie benötigen – vom Tablettenstellen bis hin zur Begleitung zum Arzt.
- Beschreiben Sie den Aufwand: Dokumentieren Sie, wie oft und wie lange Sie Hilfe benötigen. Das gibt dem Gutachter ein klares Bild.
- Seien Sie ehrlich: Auch wenn Sie sich nicht „krank genug“ fühlen, beschreiben Sie Ihren tatsächlichen Bedarf, insbesondere an schlechten Tagen.
Fazit
Modul 5 bewertet, wie viel Unterstützung Sie bei krankheits- und therapiebedingten Anforderungen benötigen. Denken Sie daran, dass viele dieser Aufgaben unsichtbar erscheinen, aber dennoch Zeit und Energie erfordern. Es ist wichtig, diese Tätigkeiten klar und detailliert zu beschreiben, damit der Gutachter Ihren Bedarf richtig einschätzen kann.
Im nächsten Beitrag erkläre ich Modul 6, das sich mit der Gestaltung des Alltags und sozialer Kontakte befasst. Bleiben Sie dran, und wenn Sie Fragen haben, stehen wir Ihnen gern zur Seite! 😊
Liebe Leserinnen und Leser,
wir sind nun beim letzten Modul angekommen: Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte. Dieses Modul ist besonders wichtig, weil es sich mit Ihrer Fähigkeit befasst, den Alltag zu organisieren und soziale Verbindungen aufrechtzuerhalten. Der Medizinische Dienst prüft hier, ob und wie viel Unterstützung Sie bei der Bewältigung dieser Aufgaben benötigen.
Gerade in diesem Bereich fällt es vielen schwer, ihre Herausforderungen zu formulieren, da soziale Kontakte und Alltagsgestaltung oft als persönliche Angelegenheiten empfunden werden. Doch genau hier kann eine ehrliche Beschreibung den entscheidenden Unterschied machen.
Was wird in diesem Modul geprüft?
Der Gutachter schaut sich an, ob Sie Unterstützung brauchen bei:
- Der Organisation und Anpassung Ihres Alltags,
- Dem Ruhen und Schlafen,
- Der Beschäftigung und Planung von Aktivitäten,
- Der Interaktion mit anderen Menschen.
Kriterien im Detail
1. Gestaltung des Alltagslebens und Anpassung an Veränderungen
- Können Sie Ihren Alltag selbstständig gestalten, oder geraten Sie bei ungewohnten Situationen in Schwierigkeiten?
- Beispiel: Eine ältere Dame wird nervös und verwirrt, wenn der Tagesablauf plötzlich anders ist, z. B. weil ein Termin verschoben wurde. Ihr Sohn muss sie dann beruhigen und die Situation erklären.
2. Ruhen und Schlafen
- Benötigen Sie Unterstützung, um sich auf den Schlaf vorzubereiten oder nachts zur Ruhe zu kommen?
- Beispiel: Ein Herr mit Alzheimer steht nachts auf und möchte das Haus verlassen, weil er denkt, es sei Morgen. Seine Ehefrau muss ihn beruhigen und zurück ins Bett bringen.
👉 Auch nächtliche Toilettengänge, bei denen Hilfe benötigt wird, zählen hier mit hinein.
3. Sich beschäftigen
- Können Sie sich selbstständig beschäftigen, oder brauchen Sie jemanden, der Sie motiviert oder anleitet?
- Beispiel: Eine ältere Dame sitzt den ganzen Tag vor dem Fernseher, bis ihre Tochter sie auffordert, gemeinsam spazieren zu gehen oder zu basteln.
4. Planung von Aktivitäten und Zukunftsorientierung
- Können Sie zukünftige Ereignisse planen, wie z. B. Arzttermine oder Einkäufe?
- Beispiel: Ein Herr geht mehrmals in der Woche einkaufen, vergisst jedoch wichtige Dinge, weil er keinen Überblick über seine Vorräte hat. Seine Tochter hilft ihm, eine Einkaufsliste zu erstellen.
5. Interaktion mit Personen im direkten Umfeld
- Können Sie mit Menschen in Ihrer Nähe, wie Familienmitgliedern oder Pflegern, kommunizieren und interagieren?
- Beispiel: Eine Dame spricht kaum noch mit ihrem Pfleger, weil sie Schwierigkeiten hat, Gesprächen zu folgen. Er muss ihr geduldig einfache Fragen stellen, um sie zum Sprechen zu ermutigen.
6. Kontaktpflege zu Personen außerhalb des direkten Umfeldes
- Pflegen Sie noch Kontakte zu Freunden, Bekannten oder Nachbarn?
- Beispiel: Ein älterer Herr hat nach einem Schlaganfall Angst, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Er zieht sich immer mehr zurück und benötigt Unterstützung, um alte Kontakte wieder aufzunehmen.
Häufig gestellte Fragen
„Mein Vater verliert die Orientierung, wenn der Tagesablauf gestört ist. Zählt das?“
Ja, Schwierigkeiten bei der Anpassung an Veränderungen werden in diesem Modul bewertet. Beschreiben Sie genau, wie oft das vorkommt und wie Sie helfen.„Ich muss meinen Mann motivieren, Zeitung zu lesen oder spazieren zu gehen. Wird das angerechnet?“
Ja, Unterstützung bei der Beschäftigung zählt in diesem Modul. Notieren Sie, wie oft Sie eingreifen müssen und wie viel Zeit Sie dafür aufwenden.„Meine Mutter spricht nur noch mit mir, aber nicht mehr mit anderen. Was soll ich dem Gutachter sagen?“
Erklären Sie die Situation ehrlich. Der Rückzug von sozialen Kontakten, selbst innerhalb der Familie, ist ein wichtiger Punkt in der Bewertung.
Wie können Sie sich vorbereiten?
- Führen Sie ein Pflegetagebuch: Schreiben Sie auf, wann und wie oft Sie oder Ihre Angehörigen Hilfe bei der Alltagsgestaltung und sozialen Interaktion benötigen.
- Denken Sie an typische Situationen: Beschreiben Sie Beispiele aus Ihrem Alltag, die zeigen, wo Unterstützung nötig ist.
- Seien Sie offen: Sprechen Sie ehrlich über Schwierigkeiten, auch wenn es unangenehm ist.
Fazit
Modul 6 bewertet, wie gut Sie Ihren Alltag gestalten und soziale Kontakte pflegen können. Es ist wichtig, ehrlich zu beschreiben, welche Herausforderungen Sie haben und wie oft Sie Hilfe benötigen. Dieses Modul zeigt, dass Pflege nicht nur körperliche Aufgaben betrifft, sondern auch mentale und emotionale Unterstützung erfordert.
Vielen Dank, dass Sie diesen Leitfaden durch alle Module verfolgt haben! Falls Sie noch mehr über die Vorbereitung auf den Medizinischen Dienst erfahren möchten, schauen Sie sich die anderen Beiträge weiter unten an. Dort finden Sie viele hilfreiche Tipps und Informationen, die Sie und Ihre Angehörigen unterstützen können. 😊
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